\u00dcber die neuen Apple-Produkte wurde wie immer nach der Vorstellung sehr viel geschrieben von sehr vielen Menschen, die die Ger\u00e4te noch nie in der Hand hatten, geschweige denn ausprobieren konnten. Der Vollst\u00e4ndigkeit halber mache ich die kurze Runde:<\/p>\n
1) iOS 8 ist prima.
\n2) Gr\u00f6\u00dfere iPhones sind eigentlich Mist, betrachtet man speziell das 6+ aber als kleineres iPad und beachtet, dass manche von uns inzwischen mehr mit einem Smartphone o.\u00e4. arbeiten als mit einem Laptop oder, haha, einem Desktop-Rechner, geht die Sache vielleicht doch auf. Mal abwarten, wie sich die Dinger mit einer Hand bedienen lassen.
\n3) Die Apple Watch wird besonders mit den vermutlich sehr teuren Varianten am Markt funktionieren, Apple hat n\u00e4mlich a) erkannt, dass eine Armbanduhr in erster Linie Luxusgegenstand und Schmuckst\u00fcck ist und b) auf spezielle, bei anderen Smartwatches fehlende Funktionen geachtet. Pulsschl\u00e4ge und Mini-Scribbles statt SMS werden Menschen auf eine neue Art kommunizieren lassen. Meine Prognose: Wir werden die Dinger lieben, Stars und Sternchen werden nicht mehr ohne gehen.<\/p>\n
Nat\u00fcrlich kann man tolle Gadgets in Zeiten der Total\u00fcberwachung aber sowieso nur noch mit einem gleichzeitigen Magengeschw\u00fcr feiern. Da ich kein Magengeschw\u00fcr will, feiere ich nicht, sondern gehe auf einen anderen sehr diskussionsw\u00fcrdigen Teil der Pr\u00e4sentation<\/a> ein: Die Apple-Kooperation mit U2. Mit einem einstudierten Theaterst\u00fcck, das Bono und Tim Cook am Ende der Keynote auff\u00fchrten und das so \u00fcberzeugend wirkte wie die Schulauff\u00fchrung der 3c, brachte Apple n\u00e4mlich den eigentlichen Knaller des Abends: Rund 500 Millionen iTunes-Kundinnen und -Kunden sollten das neue U2-Album mit dem durchaus ironisch zu verstehenden Titel „Songs Of Innocence“ kostenfrei bekommen.<\/p>\n Ich habe eine lange Historie mit U2 und mag die immer noch. Das Album ist sogar gut und ich dachte: Tolle Marketing-Aktion! Vom letzten Album hat die Band rund eine Million verkauft, von dem davor etwa zwei, davor waren es auch mal vier und mehr Millionen Exemplare pro Album. Ein Release, der f\u00fcr 500 Millionen Musikfans kostenfrei ist, w\u00fcrde die Verk\u00e4ufe des Backkatalogs ankurbeln und hier und da junge Menschen auf die alten S\u00e4cke aufmerksam machen. Toller Deal.<\/p>\n Dann aber erkannte ich, dass es keineswegs nur darum ging, das Album kostenfrei zur Verf\u00fcgung zu stellen. Denn das Album wird buchst\u00e4blich an die iTunes-Kunden ausgeliefert: Sofern die Technik mitspielt*, findet man als iTunes-Nutzerin und -Nutzer die neuen U2-Songs automatisch in der eigenen Musikbibliothek auf dem Rechner oder einem iGer\u00e4t. Ohne selbst etwas runterzuladen.<\/p>\n Und das, Apple, ist eine Grenz\u00fcberschreitung. <\/p>\n Das automatische und unangeforderte digitale Beliefern von Kunden ging schon einmal sehr nach hinten los, vor zw\u00f6lf Jahren n\u00e4mlich, als die digitalen Videorekorder aller britischen TiVo<\/a>-Kunden pl\u00f6tzlich von allein ansprangen<\/a>, um eine Folge der BBC-Comedy „Dossa and Joe“ aufzuzeichnen. Die Kunden fanden das gar nicht komisch und TiVo hatte mit allerlei schlechter PR zu k\u00e4mpfen (das Wort „Shitstorm“ gab es ja noch nicht).<\/p>\n Die Idee, das neue Album einer Band mit einer riesigen Apple-PR-Aktion kostenlos zu verteilen, bleibt spannend, und klar: nur der kostenfreie Download h\u00e4tte vermutlich f\u00fcr nicht ganz so viel Rummel gesorgt. Doch das direkte, automatische Verteilen von Inhalten auf Endger\u00e4te, um das die Nutzer nicht explizit gebeten haben, ist ein Eindringen in die Privatsph\u00e4re, zu der eben auch meine Musiksammlung geh\u00f6rt.<\/p>\n Ganz klar, wo das hinf\u00fchrt, wenn das Beispiel Schule macht und wir in Zukunft mit nicht angefragten B\u00fcchern und Filmen (und warum nicht auch gleich mit iMessages, Kontakten, Kalendereintr\u00e4gen und ToDo-Listeneintr\u00e4gen?) beliefert werden: Spam, The Next Generation.<\/p>\n Hoffen wir also, dass es bei diesem einmaligen Experiment bleibt.<\/p>\n * Die Erz\u00e4hlungen sind unterschiedliche. Bei manchen Leuten sind die Songs schon auf dem Rechner, andere k\u00f6nnen das Album nicht einmal downloaden, weil es im Store als bereits heruntergeladen angezeigt wird (sich aber nicht auf dem Rechner befindet). Manche sind also unzufrieden, weil sie das Album nicht<\/em> bekommen haben, manch andere, weil<\/em> sie es bekommen haben.<\/small><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" \u00dcber die neuen Apple-Produkte wurde wie immer nach der Vorstellung sehr viel geschrieben von sehr vielen Menschen, die die Ger\u00e4te noch nie in der Hand hatten, geschweige denn ausprobieren konnten. 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