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Quo vadis, SPREEBLICK?

Wie man sehen kann, versuche ich bereits seit einigen Jahren mehr oder weniger erfolgreich (meist eher weniger), meinen Blog zu etablieren. Oder heißt es mein Blog? Der Weblog? Das Weblog? Moment: DIE Website. DIE Homepage. DIE Log-Datei. Hm. Ich finde, DER Blog klingt ok. So ok, wie dieses ganze Denglisch eben klingen kann (und obwohl mich das nervt, tendiere ich trotzdem zum reinen Englisch. Denn schlimmer als DER BLOG klingt DAS ELEKTRONISCHE TAGEBUCH).

Mal abgesehen von den üblichen Zeitproblemen bei diesem Blog aber stellen sich mir auch inhaltliche, um die es in diesem Artikel gehen soll.

Ein Blog kann, um zumindest für einen Teil der Allgemeinheit sinnvoll zu sein (denn sonst wäre er reine Masturbation, gegen die generell nichts einzuwenden ist, für die sich ein Blog jedoch eher weniger eignet), verschiedene Inhalte abdecken.

Es kann sich um ein sehr privates und offenes elektronisches Tagebuch (HA!) handeln. Das kann aus voyeuristischen Gesichtspunkten spannend und unterhaltsam sein (und damit gar wieder die Brücke zur Masturbation schlagen) oder auch lustig, traurig, erschütternd, mitreißend. Damit dieses Tagebuch aber wenigstens irgendetwas sein kann, muss es in sehr offenen Worten geschrieben sein und sehr intim, sehr persönlich sein. Ein gekünsteltes, geschauspieltes, zu oft überdachtes Tagebuch, welches zu offensichtlich für ein Publikum geschrieben wird, ist langweilig und berechenbar und damit belanglos.

Es ist keine Errungenschaft des Internet, dass solche privaten Tagebücher meist von recht jungen Menschen geführt werden, die ob ihrer Jugendlichkeit über genug Selbstdarstellungsdrang, Eitelkeit und Glauben an die Einzigartigkeit Ihrer Existenz verfügen, um der Welt Ihre Gedanken und Erfahrungen mitteilen zu müssen. Nun verfüge ich auch über genug Eitelkeit, und sicher gibt es genug persönliche Geschichten zu erzählen. Nur brauche ich dazu nicht unbedingt die Weltöffentlichkeit (ok… auch nicht einen Bruchteil davon).

SPREEBLICK als intimes Tagebuch von Herrn Haeusler fällt also aus.

Wie wäre also ein semi-intimes Tagebuch? Nette Anekdoten aus dem privaten Leben, die den „Das-kenne-ich-auch!“ Effekt bei der Leserschaft hervorrrufen? Einige Postings hier gehen bereits in diese Richtung, erwähnen vorsichtig die Kinder (vorsichtig, da ich es ekelhaft finde, wenn Kinder ohne eigene Entscheidungsmöglichkeit in eine noch so kleine Öffentlichkeit gezerrt werden), berichten von kleinen netten Erlebnissen. Das ist ganz süß schnuckelig, aber ganz süß schnuckelig finde ich blöd.

Wäre meine Familie über alle Kontinente verstreut, wäre so etwas vielleicht zumindest für die Angehörigen lesenswert. Meine Familie ist nun aber a) zahlenmäßig recht klein und b) auf Seiten der nicht im eigenen Haushalt lebenden Mitglieder so gut wie gar nicht vernetzt.

SPREEBLICK als semi-intimes Tagebuch fällt also auch aus (auch wenn es dafür dann und wann trotzdem benutzt wird. Ist Inkonsequenz nicht etwas Wunderbares?).

Bleiben also die „Business“ Themen, die öffentlichen Geschichten. Was, so fragt sich der Autor dieses Blogs, der ich bin, habe ich zu bieten? Übrigens auch unter der Voraussetzung, dass ich nach langer Zeit wieder beginnen möchte, der Netzgemeinde etwas zu geben, nachdem ich mir (sniff) soviel genommen habe (Support, Software, Wissen, Nacktbilder, etc.).

Gehen wir die Sache analytisch an.

Ich war viele Jahre lang Geschäftsführer einer GmbH. Da kann man, besonders nach einer Insolvenz, eine Menge erzählen. In meiner gehässigen Art würde das allerdings nicht gehen, ohne einige ehemalige Kunden auf fieseste Art und Weise zu diskreditieren, also muss ich damit wenigstens noch etwas warten (aber der Tag wird kommen: „Johnny packt aus!“ Ha!).

Für das mögliche Niederschreiben der unglamourösen Stories aus dem langweiligen Leben eines GF bin ich allerdings zu faul. Außerdem soll gefälligst jeder seine Fehler selbst machen, wär‘ ja noch schöner, wenn ich der einzige wäre, der sich blöd anstellt.

Die Vermittlung von Firmenwissen scheidet also für Spreeblick auch aus.

Was bleibt, ist mein Wissen über Musik, den Macintosh und alles, was tragbar ist und blinkt (Neudeutsch: Gadgets). Tatsächlich habe ich in meinem Leben so viele Handies und PDAs benutzt, dass ich problemlos Chefredakteur von Connect sein könnte. Wenn das nicht eine der langweiligsten Zeitschriften der Welt wäre.

Aber will ich ernsthaft Handy-Testberichte verfassen?

Nein.

Voreilig könnte man also nach diesen Zeilen den Schluss ziehen, dass ich Spreeblick komplett sein lassen sollte. Stattdessen habe ich mir jedoch etwas sehr Radikales vorgenommen:

Ich mache weiter wie bisher und warte ab, wie es sich entwickelt.

Take it or leave it
(© Madness)

3 Kommentare

  1. 01
    Henning

    wie der „Blitzuumfrtage“ Thread zeigt: Kaum bist du im Radio zu hören ist leben im Blog ;-)

  2. 02

    Soweit ich das bis jetzt beurteilen kann, bin ich mit dem Fazit sehr einverstanden. Du hast gerade einen Leser gewonnen.