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Know your roots

Meine Begeisterung für Ted Leo nimmt kein Ende (siehe auch hier und hier und aber auch hier).

Denn neulich, als ich zum x-ten Mal „Where have all the rude boys gone?“ hörte, konnte ich zum ersten Mal große Teile des Textes verstehen.

Dass es bei den vermissten Rudeboys um genau die rauhen Jungs geht, die als Ska-, Rocksteady- und Reggae-Anhänger sicher noch existieren, war von Anfang an klar. Dass der gesamte Text jedoch eine einzige Hommage an die famose Erstbesetzung von The Specials ist, wurde mir erst jetzt klar.

Gangsters and clowns with a stereotyped sound

„Gangsters“ war ein Specials Hit, und wenn Leo von einem „stereotyped sound“ singt, dann bezieht er sich auf „Stereotype“, ebenfalls ein Song der Specials. Genau wie „Ghosttown“, einem der besten Songs ever, in dem diese Zeile vorkommt, die dann prompt von Ted Leo zitiert wird:

It’s coming like a ghost town

Weiter geht’s mit

Hatred and shame, a racialist game
Cycles of blame – someone sang me through it.
Who? Well it’s easy to see.
Ooh – we could dance to be free.
Ooh – to that 2-Tone beat!

„A racialist game“ bezieht sich auf „Racist friend“ von den Specials und na klar, dann wird ja auch noch 2-Tone, das Label (nicht nur) der Specials erwähnt.

Als das mit den offensichtlichen (wenn man’s erstmal verstanden hat…) Referenzen so weit klar war, machte plötzlich auch der (zweite oder Neben-) Chorus ungeheuren Sinn:

I asked Jerry, he told Terry, Terry sang a song just for me,
Lynval gave a message to me,
Rhoda screamed and then she asked me,
„Where have all the rude boys gone?“

Ganz klar. „Jerry“ ist Jerry Dammers, Gründer und Keyboarder der Specials, „Terry“ meint Sänger Terry Hall, später u.a. bei Fun Boy Three, „Lynval“ kann nur Lynval Golding sein, Gitarist und später ebenfalls u.a. bei FB3. Die Nachricht, die er da gab, ist natürlich der Klassiker „A message to you rudy“.

Zum respektvollen Abschluss findet auch noch Rhoda Dakar Erwähnung. Ihr Schrei („Rhoda screamed“) meint ihre Kooperation mit den Specials beim Song „Boiler“, die unglaublich düstere und bedrückende musikalische Aufarbeitung einer Vergewaltigung.

Den ganzen Text habe ich nicht raushören können an dem Abend, aber am nächsten Tag gab’s ja Internet.

Hat zwar keiner nach diesen unglaublich wertvollen Informationen gefragt, aber trotzdem.

Gern geschehen.

toomuchtooyoung

7 Kommentare

  1. 01
    der Milde

    Die Specials 1981, in der Wartburg in Wiesbaden: das erste richtig grosse Konzert, das ich miterlebte und es blieb das beste meines Lebens. Nur sehr selten danach war ein Konzert intensiver, die Musiker cooler (Kleidung & Haltung) oder die Atmospäre durch tanzen, verschüttetes Bier und Rauch aufgeladener. Aber nie mehr alles auf einmal.
    Und als Zugabe dann, das damals noch unveröffentlichte, „Ghost Town“. Ach, schön.

  2. 02
    der Milde

    ps: Was macht eigentlich Terry Hall zur Zeit?

  3. 03

    Ich sollte längst im Bett liegen und schlafen, denn ich habe Frühdienst. Dummerweise musste ich Ted-Leo-Platten hören. Dank dir :-)

    Gehst du hin im März?

  4. 04
  5. 05

    @der Milde: Mit „Terry Hall 2004“ findet man ein paar Sachen via Google, u.a. das hier:

    http://www.musicalbear.com/article/?1191