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Kein‘ Zeit

In diversen Diskussionen rund um die von der Meisel Musikverlagsgruppe initiierte Abmahnwelle gegen private Anbieter von Songtext-Websites geht es drunter und drüber.

Es folgt mein Versuch, etwas Licht ins Dunkel zu bringen und ein paar Hinweise darauf zu geben, über wen man sich in Wahrheit aufregen sollte.

Vorweg: Musikverlage sind nicht die Musikindustrie. Dennoch gehören sie dazu, denn das, was wir im Allgemeinen als Musikindustrie bezeichnen, setzt sich zusammen aus

  • den Labels (den Produzenten und Vertrieben von Musik) und deren Verbänden (also der IFPI für die „Großen“ und z.B. dem VUT für „unabhängige“ Labels),
  • der GEMA als vertretendes Organ der Urheber,
  • der GVL als vertretendes Organ der Aufführenden,
  • den Verlagen (die die Rechte von Urhebern vertreten, hauptsächlich vor der GEMA),
  • diversen Dienstleistern wie Marketing-Agenturen usw. und
  • den Musikern und Komponisten.

Verwirrt? Es geht noch weiter.

Nicht vergessen sollte man, dass in den letzten Jahren auch Technologie-Anbieter wie Apple oder T-Online und auch Klingeltonanbieter Teil der Musikindustrie geworden sind. Der Kuchen wird also nicht größer, gleichzeitig wollen aber mehr Hungrige etwas davon abhaben. Auch Radio- und TV-Stationen könnte man in einige Überlegungen mit einbeziehen, denn sie sind ebenfalls Teil der „Verwertungskette“.

Damit sollte nun erstmal klar sein, dass es zwar okay ist, in Bezug auf die oben erwähnte Abmahnwelle auf „die Musikindustrie“ zu schimpfen, solange einem die differenzierte Zusammensetzung dieser Industrie bekannt ist, denn die gesamte Industrie verhält sich ja mit wenigen Ausnahmen gerade wieder daneben.

Korrekterweise dürfte man im obigen Fall jedoch erstmal nur auf eine Verlagsgruppe, nämlich die Meisel Verlagsgruppe schimpfen, da die abmahnende Kanzlei nach dem Heise-Artikel von Meisel beauftragt wurde – ob nur zur Wahrnehmung der eigenen Gruppen-Interessen oder auch denen von weiteren Verlagen ist derzeit für mich nicht ersichtlich, ich bezweifle aber letzteres.

Meisel hat dazu grundsätzlich das Recht. Laut geltendem Urheberrechtsgesetz ist die unautorisierte Veröffentlichung von urheberrechtlich geschützten Titeln (und nur um diese kümmert sich Meisel) nicht erlaubt, egal, ob diese zu kommerziellen oder unkommerziellen Zwecken stattfindet. Bereits lange vor der Verbreitung des Internet wurden von Verlagen aus diesen Gründen, natürlich mit viel weniger öffentlicher Aufmerksamkeit, auch mal Schulen oder Lehrer abgemahnt, die im Unterricht fotokopierte Songtexte an die Schüler verteilt hatten.

Denn: In grauer Vorzeit verdienten Verlage einmal ihr Geld mit der Verbreitung (also damals dem Druck) der Texte ihrer Autoren und den Noten ihrer Komponisten. Das war früher mal ihre einzige Aufgabe. Heute hat sich die Arbeit eines Musikverlags zu einer hauptsächlich administratorischen entwickelt, doch aus dieser Zeit stammt auch der immer noch „branchenübliche“ 60:40-Verteilungsschlüssel – 60% der Einnahmen aus der Verwertung von Kompositionen erhält der Autor und/oder Komponist, 40% der Verlag. Dieser Schlüssel ist meist nur für sehr erfolgreiche Autoren verhandelbar.

Besonders die Unterscheidung zwischen Musikern und Komponisten ist weiterhin für eine relevante Diskussion nicht unerheblich, denn oft werden diese in einen Topf geworfen. Meine Lieblingsband mag ihre Songs selbst schreiben, Sarah Connor tut das jedoch nicht und auch ein Robbie Williams hatte große Hits, die nicht aus seiner Feder stammen.

Mit anderen Worten: Komponisten sind nicht zwingend Musiker und umgekehrt, und vor allem: die beiden haben unterschiedliche Einnahmequellen.

Die Meiselgruppe (andere Verlage werden folgen) kümmert sich nun also nicht nur um ihre eigenen Einnahmequellen, sondern auch um die ihrer Vertragspartner, der Autoren und Komponisten.

Das tun sie jedoch erstens viel, viel, viel zu spät, das tun sie zweitens auf völlig ungerechtfertigte Art und Weise und auf der Basis von obszönen Streitwerten, das tun sie drittens mit Sicherheit, um ein ganz klares Ziel zu verfolgen, dessen Erfolg die Ausschaltung kostenloser Anbieter voraussetzt, und das tun sie viertens (und jetzt kommt endlich der Grund, warum ich mir hier den Wolf tippe) offensichtlich an ihren Vertragspartnern, den Künstlern, vorbei.

Denn wie sonst lässt es sich erklären, dass diejenigen in der Kette, die für etwas Vernunft, Anstand, Solidarität, Weitsicht und Kommunikation sorgen könnten, das ganze System scheinbar nicht verstehen und stattdessen auf ihren Websites (in diesem Fall die von Keimzeit) Statements wie dieses veröffentlichen:

Keimzeit hat niemanden abgemahnt. Weder die Band, noch einzelne Musiker, nicht das Büro oder Management.

Seit dem ersten Keimzeit-Album „Irrenhaus“ werden Kompositionen und Texte von verschiedenen Verlagen betreut. Wenn ein Verlag zu einem Rechtsmittel greift, um seine Interessen zu schützen, dann ist das ein Vorgang, auf den wir keinerlei Einfluß haben. Wir haben weder veranlaßt abzumahnen, noch sind wir in der Lage Abmahnungen von Verlagen gegenüber Betreibern von Internetseiten zurückzuziehen.

Augenscheinlich hat also nicht nur der Verlag, sondern auch die Band weder die neuen Medien noch das Verhalten ihrer Fans im Internet verstanden. Woran liegt’s? Kein Bock? Kein Durchblick? Kein‘ Zeit?

Statt die Auseinandersetzung mit den Fans zu suchen, kappt die Band den Draht zu ihnen:

Mehr ist zu diesem Thema von unserer Seite aus nicht zu sagen. Wir werden dieses Gästebuch für eine gewisse Zeit auf Eis legen und überlegen, ob wir es in dieser Form wieder online stellen.

Falscher, meine Herren, kann man es weder ausdrücken noch machen.

Wenn weder ihr noch eure Stellvertreter Einfluss auf euren Verlag haben, der immerhin von eurer Kreativität lebt und mit euch Verträge hat, wenn ihr der Meinung seid, der Verlag schütze seine Interessen, während der Verlag von euren redet, wenn ihr nicht die Eier habt, bei eurem Verlag Widerspruch gegen sein Vorgehen einzureichen, auf Mitspracherecht zu pochen und für die Leute, die seit Jahren mit viel Aufwand für eure Popularität sorgen und Geld in eure Produkte investieren, einzustehen… dann wundert euch nicht, wenn eines Tages auch niemand mehr zu euch steht.

Es geht hier nicht um Abmahnungen an professionell geführte Websites, die durch massive Werbeeinnahmen Umsätze mit fremden Werken erzielen. Diese Firmen sind oft sowieso jenseits von Gut und Böse und haben ihren Firmensitz mitsamt Servern rechtlich unangreifbar auf irgendeiner Insel geparkt.

Es geht um das Abmahnen der Betreiber von kleinen, privaten, manchmal gar etwas unbeholfenen Websites mit Songtexten. Redet mit den Leuten, nutzt ihre Fähigkeiten und macht sie zu Helfern und Partnern, warnt sie, wenn es denn gar nicht anders geht in euren langweiligen Köpfen, von mir aus mit einem vernünftigen Schreiben. Von euch, nicht von euren Anwälten.

Aber bietet ihnen auch Lösungen an. Anstatt sie zu kriminalisieren.

Und verdammt, Keimzeit und alle anderen betroffenen Künstler: Mischt euch ein und tut etwas.

42 Kommentare

  1. 01

    ja ist heftig was da abgeht..

  2. 02

    Manchmal habe ich den Eindruck, dass manche Kommentare hauptsächlich dazu dienen, die eigene Website zu verlinken. Woher kommt der nur, dieser Eindruck?

  3. 03
    ToBa

    @Johnny: Weil jeder was vom Spreeblick-Kuchen abbekommen möchte ;)

    [Dieser Kommentar ist absichtlich nicht verlinkt!]

  4. 04

    weiss net wie du drauf kommst..

    wobei links in kommentare nur wirklich hits bringen, wenn sie anecken. ..also ein „Richtig so – das geistige Eigentum muss geschützt werden“ hätte mehr Klicks gebaracht wie ein „ist ja heftig“ je bringen kann ;)

  5. 05

    Aus rechtlicher Sicht spielt es ja keine Rolle, ob ich Texte oder MP3s zum Download bereitstelle. Beides ist geistiges Eigentum des Künstlers und somit gesetzlich geschützt.

    Aber während man es bei MP3 noch nachvollziehen kann (Rückgang des Tonträgerverkaufs etc.) scheint es bei den Texten doch etwas grotesk. Und das könnte man ja noch weiter spinnen. Was ist Scans von CD-Covern? Eigentlich verboten. Was ist mit Zitaten aus irgendwelchen Texten, Blogs etc.? Eigentlich auch nicht gestattet.

    Aber andersrum würden ja mit Verboten und Abmahnungen die Potentiale des Internets gebremst und sein ursprünglicher Sinn (schnelle Verbreitung von Content und Wissen) ad absurdum geführt.

    Es nützt nichts. Irgendwann muss es international gelöst werden. Sonst werden sich immer wieder Lücken ergeben, die von „pfiffigen Gesetzeshütern“ wirtschaftlich ausgeschlachtet werden können.

  6. 06
    montu

    Einmal ganz unabhängig davon, das nun ein weiterer Zweig der MI die Abmahnung als lukrative Einnahmequelle gefunden hat, gehört das Rechtssystem der Abmahnung gründlich reformiert.
    So eine Abmahnung wird sehr oft mit einer Lizenz zum Geld druckenverwechselt.
    Daher sollte die erste Abmahnung generell von dem Veranlasser der Abmahnung selbst zu bezahlen sein.
    Dies funktioniert in anderen Ländern schon prächtig!

  7. 07

    Johnny, ich fürchte wir Leute mit Musikliebe, wir werden langsam mal einsehen müssen, dass die Verlage sich momentan so verhalten, wie’s eben die ganze Zeit gut geht: alles Recht ist auf unserer Seite, reizen wir’s aus! (Wo natürlich unser Abmahnrecht arg von Vorteil ist – das gehört wirklich mal reformiert)

    Aber so sehr meine Musikliebe Dich auch bei deiner Forderung an Keimzeit unterstützt: denen wird auch nur der A**** auf Grundeis gehen – nachdem die Verlage sich munter von allem trennen, was nicht mindestens dreimal im Jahr einen weltweiten Chartbreaker „produziert“ (oder einen Smash-Hit-Ringtone)… da überlegen sich das die meisten Leute mit dem Widerspruch wohl dreimal.

    Und so ganz zivilisiert ging’s wohl in dem Gästebuch gegen Ende auch nicht mehr zu – vielleicht muss da noch ein wenig abgekühlt werden :)

    Alle vernünftigen Musiker bitte ab sofort im Eigenverlag unter CC-Lizenz, danke! ;)

  8. 08

    Im Grunde genommen ist das ja alles das gleiche: Völliges Unverständnis eines neuen (?) Mediums. Klar konnte man früher einmal mit dem Vertreiben von Songbooks etc. noch Geld verdienen, heute ist das nur noch sehr eingeschränkt möglich (ein Freund hat seine Bibel immer auf dem Nachttisch liegen…).

    Die Industrie (und ich bleibe mal so schön unpersönlich, denn bis auf wenige Künstler und noch weniger Labels hat’s eh keiner verstanden) verfällt in ihr altes Verhaltensmuster: Der, der gegen die Rechte verstößt, ist immer der Böse. Nur war das früher der Raubkopierer (ich meine die wirklichen Verbrecher, die mit den Tapes/CDs für 5 Mark/Euro). Heute ist es der Filesharer/Liedtextveröffentlicher. Mit dem Unterschied, dass diese Herren (und auch die Damen) sich größtenteils das Lied auch so gekauft haben. Und die dann abzumahnen ist einfach etwas unästhetisch.

    Kurz zusammengefasst und auf mich bezogen (was natürlich in keinster Weise Blogwerbung darstellen soll ;-) ): Sie raffen es einfach nicht, dass ich trotz festplattenfüllender MP3-Sammlung trotzdem jeden Monat ~50 Euro zum Plattenhändler meines Vertrauens trage.

    Ach ja: Was ja vielleicht etwas nützt, ist: Weitersagen. Bands verlinken, die auf ihrer Seite annehmbare Hörproben anbieten. CDs ohne kopierschutz empfehlen (huch, sowas kennt mein Plattendreher gar nicht). Und von guten Konzerten berichten. Ich weiß, machst Du ja schon alles, Johnny.

  9. 09

    @diaet: Naja, ich habe munkeln gehört, dass es da auch ein paar Labels gibt, die das etwas anders angehen lassen. Und die CC-Lizenz ist zwar illusorisch, aber trotzdem forderungswürdig. ;-)

    @me: eine Zusammenfassung gehört ordentlich gelesen: streiche das nächste Mal jedes vermehrte Auftreten von ‚trotz‘ und ‚trotzdem‘. Danke.

  10. 10

    Fast könnte der unbedarfte Leser – also icke – glauben, du hättest noch ’ne Rechnung offen mit Familie Leisegang … 8-)

  11. 11
    Frank

    Ich verstehe es einfach nicht: wo ensteht ein finanzieller Schaden durch das onlinestellen von Songtexten? Geht man davon aus, das wenn ich die Texte habe, ich dann selber singe und mir deshalb die entsprechende CD nicht mehr kaufe? Konnte ich diese Argumentation bei MP3s noch ansatzweise nachvollziehen, hört es hier für mich auf. Aber wahrscheinlich ist dem mit ’normalen‘ Menschenverstand nicht beizukommen. Habe immer gerne und oft CDs gekauft, aber ich hab keine Lust mehr, Ausnahmen sind kleine Labels, siehe Kettcar :-)
    Hoffe es werden in Zukunft mehr Bands/Künstler die Sache selbst in die Hand nehmen und ich als Konsument werde wieder ein wenig Wertschätzung erfahren ;-)

  12. 12

    @Tobias: Latürnich, da haste recht, gibt es unter den Labels (und Künstlern) genug bessere Beispiele. (Mein Liebling ist da Mike Patton: „When it’s released, do whatever you want – sample it, remix it, rape it, steal it – whatever“).

    Aber wenn’s an die großen Verlage geht, wird da ja eher nach dem Motto gehandelt „Wenn das in kein Marketingkonzept integrierbar ist, brauchen wir’s nicht“. Und wenn die mit Ihrem Eigenkapital schon so umgehen, welches Verständnis sollte dann noch für die Konsumenten und Liebhaber (und Grenzen der Klagewut) vorhanden sein?

  13. 13

    Danke für die Aufklärung, Johnny. Auch wenn das hier natürlich keiner zugeben würde ;-), jemandem, der nicht gar so enge Kontakte zum Business hat, hilft das doch ganz gut zum Verständnis. Ich konnte meine Systeme jedenfalls wieder etwas runter fahren, die ich in einem ersten Anfall ausschließlich in Richtung der „Leisegänger“ ausgerichtet hatte.
    Das Statement im Gästebuch finde ich allerdings genauso daneben, wie Du.

  14. 14

    Ich war letzte Woche auf einem Lehrgang zum Thema php, ausgerichtet vom Jugendmedienverband. Einer der anderen Teilnehmer gehörte auch zu den Abgemahnten. Der Punkt? Der junge Mann ist 17 Jahre alt und hat jetzt eine Anwaltrechnung über mehrere hundert Euro offen.

    Ich hab ihn nicht gefragt, wessen Texte da auf seiner Homepage standen, aber ich bin mir fast sicher, das er von der Band (und wahrscheinlich auch von allen anderen) in absehbarer Zeit keine Alben mehr kaufen wird. Aber an den Umsatzrückgängen sind natürlich nur die bösen Raubkopierer schuld.. Hoffentlich geht es mit dieser Industrie schnell vorbei. Die Todeszuckungen sind nämlich mittlerweile schon ganz schön unappetitlich…

  15. 15

    nur kurz, da ich beim bier sitze und per handy poste:

    keine bösen gedanken richtung keimzeit, überhaupt kein grund dafür. ich find’s gerade deshalb schade, weil das garantiert keine dummen sind.

  16. 16

    Bier: sehr schön, da sollte man das mit dem posten ja eigentlich sein lassen. Keimzeit: mag sein — sie können einfach mit dem Medium Internet nicht umgehen. Wobei da ja schon ein Grundtenor durchschimmert, der total dämlich ist: Wir sind zwar eigentlich dagegen, aber etwas tun können wir nicht. Und da widerspreche ich nur allzu gerne. Aber steht ja alles schon von Dir geschrieben da, von daher bleibt mir nur eins zu sagen: Prost! ;-)

  17. 17

    Früher … früher hätte ich das noch viel eher verstanden. Früher hat man für die BRAVO 5 Pfennig mehr zahlen müssen, weil Songtexte drin waren (und außerdem noch dermaßen schaurig ins Deutsche übersetzt). Früher hat man Songtexthefte kaufen können. Früher, als die Welt noch analog war.

    Dass mit dem digitalen Zeitalter und der Möglichkeit der unbegrenzten und qualitätsverlustfreien Kopie viele den Kopf in den Sand gesteckt haben und die schöne neue Welt verflucht haben, ist bei den meisten offenbar als Freibrief missverstanden worden.

    Jetzt sind eben die Musikverlage dran und rasseln mit den altbewährten Waffen (Anwälte sind schon immer „old economy“ gewesen), um wenigstens einen Teil ihrer Pfründe zurück zu gewinnen.

    Ich will damit beileibe nicht sagen, dass ich das, was in diesem speziellen Fall vor sich geht, gut heißen kann oder will. Ganz im Gegenteil. Ich halte die Vorgehensweise für eine Sensenmann-Taktik, die niemandem gut tut. Alle sterben. Mit Sicherheit ist das inzwischen auch der Meisel-Verlagsgruppe klar geworden. Vielleicht lernt irgendwer bei denen daraus, vielleicht auch nicht.

    Natürlich ist es vollkommener Schwachsinn, in blinder Wut nach allen zu greifen, derer man habhaft werden kann – ohne die zu erwischen, die sich ein bisschen geschickt angestellt haben und offiziell von Übersee aus agieren. Natürlich ist absolut daneben, von Betreibern privater WebSites für jeden veröffentlichten Songtext 1.600,- E zu fordern. Natürlich hat da niemand wirklich nachgedacht oder nochmal eine Nacht drüber geschlafen.

    Jetzt sind eben die Musikverlage dran. Vielleicht wollen sie auch ein bisschen vom Kuchen. Wobei nach dieser Aktion höchsten ein Stückchen verbrannte Erde übrig ist. Vielleicht dachte sich jemand, man könnte sich auch mit der Musiktextindustrie an den Goldesel der MP3-Klingelton-Bewegung hängen. Ich bezweifle, dass so etwas funktioniert.

  18. 18
    alex.

    Gibt es eigentlich irgendeine Branche auf der Welt, die so konsequent gegen ihre Kunden vorgeht wie die (Achtung Verallgemeinerung!) Musikindustrie?
    Man sollte doch meinen, daß die Manager aus der Raubkopiererdiskussion und der Wirksamkeit ihrer diesbezüglichen Maßnahmen einige Lehren gezogen haben – oder vielleicht sehen wir hier die Geburtsstunde eines ganz neuen Geschäftsmodells:
    Gar keine Musik mehr verkaufen, sondern nur noch von den Schadensersatzforderungen leben.
    Ich freue mich schon auf Quartalsergebnisberichte à la „Plattenfirma xy konnte die Zahl der Abmahnungen im letzten Quartal um 50% steigern“.

    Man muß wohl einfach nur kreativ sein – oder einfach nur frech…

  19. 19

    Ich habe mir die gesammelten Werke der Leute, die hier posten, nicht durchgelesen. Hab keine Lust und keine Zeit. Was mir allerdings sehr am Herzen liegt, ist folgende Überlegung (die nicht auf meinem eigenen Mist gewaxen ist): es gibt eine Märchensammlung, aufgeschrieben von den Brüdern namens Grimm. Hätte es zu deren Lebzeiten schon ein Urheberrecht gegeben, hätte meine Mutter mir nicht aus dem Märchenbuch vorlesen können. Das gleiche gilt für Anderson’s Märchen.
    Wenn Privatleute nichts veröffentlichen dürfen, was dem Urheberrechtsgesetz unterliegt (und ich meine hier insbesondere Texte in jedweder Form), dann wird die Kultur zugrunde gehen. Die Musikverlage, die jetzt gegen die Leute rabiat vorgehen, weil eben diese Leute Texte ins Internet gestellt haben, die sie gehört und schriftlich niederlegen haben und diesen schriftlichen Krempel veröffentlicht – da fliegt mir der Draht aus der Mütze. Haben besagte Musikverlage noch alle Tassen im Schrank? Ich habe heute „Poor Boy“ von den Rattles gehört -> „When I was young, you know …“ _den_ Text darf mensch nicht allgemein zugänglich machen???
    Ich komme wieder darauf: Teile der Musikverlage (u. Musikindustrie) verhalten sich wie die Mafia: zahle (Abmahngebühren) oder dir wird das Kreuz gebrochen (Gerichtsverfahren mit astronomischer Streitwerthöhe). Es ist zum Kotzen, daß die Gerichte diese Strategie unterstützen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass der Gesetzgeber und die Richter nicht mehr so unabhängig sind, wie sie es zu sein hätten. Mich interessiert, wieviel Parteispenden (und andere Zuwendungen) die Musikverlage (und alles in allem die Musikindustrie) aufwendet, um ihre Interessen in der Politik durchzusetzen.
    Mensch nehme es mir nicht übel: aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass wir immer mehr in Richtung Bananenrepublik abdriften. Gesetze und Verordnungen können gekauft werden, – so scheint es jedenfalls. Mensch beachte auch den Kampf zwischen den Produzenten freier Software und den etablierten Firmen, die Software-Patente als lebenswichtig darstellen.
    c – d – e – f – g – a – h – c = Tonleiter C-Dur.
    erste Wurzel aus 2 ~ 1,414
    Wechselstromwiderstand eines Kondensators 1/(2pi*f*C)
    Mensch stelle sich vor, das hätten sich unsere Altvorderen patentieren lassen! Zum Teufel mit Patenten, die sich auf mathematischen Algorithmen bezeihen – und somit auch Musik. Musik ist eine Abfolge von …- aber das lasse ich lieber ;)

  20. 20

    Man sollte vielleicht (und das vor allem angesichts der Tatsache, dass solche Diskussionen gern sehr verallgemeinert werden – und dadurch nicht unbedingt richtiger werden) beachten, was das Urheberrecht tatsächlich tut und tun soll.

    Natürlich kann ich Märchen vorlesen, so oft und so viel davon wie ich gerade will. Aber ich kann ein Märchen nicht abtippen und dann drucken lassen. Ob ich das Buch dann verkaufe oder verschenke – vollkommen egal. Das Lesen ist dabei eine völlig andere Sache.

    Wenn ich zB eine CD erwerbe (so richtig mit Verpackung im Laden) und im Booklet stehen auch die Texte mit drin, erwerbe ich auch die Nutzungsrechte an den Texten. Ich darf mir die Texte durchlesen, ich darf sogar mitsingen, unter der Dusche sogar ganz laut. Was ich nicht darf, steht aber immer auch dabei: interessant ist hier wohl die Vervielfältigung und die öffentliche Aufführung. Wenn ich keine Gebühren abdrücke, darf ich also nicht ins Olympiastadion gehen und vor 100.000 Zuschauern Keimzeit-Texte rezitieren. Und ich darf sie eben auch nicht kopieren und anderen zur Verfügung stellen.

    Dass das, was die betroffenen WebSites gemacht haben, dem Urheberrecht entgegen steht, hätten eigentlich alle wissen müssen. Ich denke aber auch nicht, dass das Gegenstand der Diskussion ist.

    Dass das, was sich dieser Musikverlag ausgedacht hat, mehr als übertrieben ist, ist allerdings auch jedem klar. Mit Kanonen auf Spatzen schießen tut allen weh, letzten Endes auch dem Schützen, wenn keiner mehr da ist, der sein blödes Vogelfutter fressen will.

    Hinterher ist man immer schlauer und hätte vielleicht lieber etwas mehr Toleranz und Feingefühl an den Tag legen sollen.

    Btw…meine laienjuristischen Auslegungen des Urheberechtsgesetzes stellen keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch sind sie nicht gerichtsfest. Und dies ist natürlich keine Rechtsberatung…

  21. 21

    @Mayweather: es ist unbestritten (jedenfalls von mir), dass das Urheberrecht eine Berechtigung hat. Nur wie anhand des Urheberrechtes verfahren wird, will mir nicht so ganz in die Birne: da stellen junge Leute Liedertexte ins Internet. Diese Texte waren mit den Windows-eigenen Mitteln Copy-Paste zu kopieren und somit ausdruckbar. Da hat sich also jemand die Mühe gemacht, einen Text zu Papier zu bringen und dieses Geschreibsel ins Internet zu stellen – und kostenlos anzubieten. Also kann von Geschäftemacherei nicht die Rede sein. Das heißt, die Leutchen erwirtschaften keinen Gewinn aus einer Sache, die nicht auf ihrem Mist gewachsen ist. Die Musikverlage bzw. die MI hält es aber nicht für nötig, Texte zum (kostenpflichtigen) download anzubieten. Es scheint also, dass für die Rechteinhaber keine gewinnbringende Geschäftsgrundlage vorhanden ist. Wie, bitte schön, können dann eben diese Rechteinhaber von einem Gewinnverlust reden – sie haben, aus der passiven Haltung erkennbar, gar keinen.
    PS. ich bin absoluter Nichtjurist. Aber vielleicht kann ich (logisch) denken :-)

  22. 22

    Ahem… die meisten Märchen, die da in unserem Kulturkreis herumschwirren, darf man sehr wohl abtippen und drucken lassen.
    (siehe: Gutenberg Projekt, gutenberg.spiegel.de)

    Urheberrechte haben nämlich auch Auslauffristen. Die sind nicht dafür gedacht worden, um Leute von Wissen und Information auszuschliessen, sondern um den Schriftstellern u.Ä. ein geregeltes Leben zu ermöglichen.

    (Über die Auswirkungen von DRM-Systemen auf diese rechtliche Vorstellung rege ich mich dann ein anderes Mal auf.)

  23. 23

    Zu dem ganzen Quatsch fällt mir da gerade noch die erste Keimzeit-Platte „Irrenhaus“ (darf ich den Titel hier ungestraft nennen??) resp. deren Titelsong ein. Wenn ich nicht so verunsichert wäre, würde ich ja ein paar Zeilen zitieren, aber irgendwie ist mir da im Moment die rechtliche Situation nicht ganz klar…;-)
    Jedenfalls ging es darum, dass da auf Spatzen immer wieder die Kanonen gerichtet werden, das Irrenhaus durch die Irren bevölkert werden soll und derjenige, der die Zeichen der Zeit nicht erkennt ja wohl selber Schuld daran sei.
    Genau so.

  24. 24

    @andl: gib mir 800€ damit ich dich nicht verpfeife. Ich finde das ist nur fair.

    Die eigentliche Tragik hinter dieser (und tausend anderen) Geschichten ist doch: wir werden alle drei Minuten von irgendwelchen Politikern aufgefordert eine Wissensgesellschaft zu sein. Und Wissen ist nun mal leider die Gedanken anderer Menschen aufzuschreiben. Warum ermöglichen eben diese Politiker (und andere gesellschaftliche Keineahungwasse) diesen gesetzlich subventionierten (siehe montu) Wissensentzug? Die Basis einer jeden Kultur, eines jeden Wissens, einer jeden Idee ist doch das schlichte Abkupfern und Neukombinieren von anderen.

  25. 25

    @Alix der gute Mann heißt immernoch Andersen kommt zwar aus Dänemark aber auch im skandinavischen Sprachraum enden nicht alle Namen auf »son«.
    Soviel Aufmerksamkeit sollte einem großartigen Mann der in diesen Tagen seine 200. Geburtstag hatte (2.April) noch zukommen.

    http://gutenberg.spiegel.de/autoren/andersen.htm
    http://de.hca2005.net/

    mit seine 200 Jahren ist er auch jenseits aller Urheberechtsfragen und somit auch frei für alle, Jeder kann ja gerne Hörspiele von Andersens Märchen aufnehmen und diese weiterverkaufen oder unter CC oder sonstwie anbieten.

    Und Keimzeit ihr fielt einem zwar manchmal auf die Nerven (mein hat Bruder hat mich mal in Dauerrotation ein halbes Jahr damit beschallt), aber bitte macht was.

    I live by two rivers

  26. 26

    Bei all den Eskapaden der Rechteverwerter finde ich persönlich die genaue rechtliche Lage gar nicht so bedeutend. Ich finde zwei Punkte viel bedenklicher:

    1) In fast allen Fällen der letzten Jahren sind es nicht die Urheber selber, die ihre Rechte einfordern, sondern Leute, die zwar permanent mit dem Schlagwort „Urheberrecht“ um sich schmeißen, aber gar keine Urheberrechte besitzen. Sondern lediglich Verwertungsrechte. Nicht, dass so etwas grundsätzlich falsch wäre. Aber es geht bei diesen Sachen ja kein Stück darum, die Rechte des Urhebers zu schützen oder gar für ihn etwas Gutes zu tun. Es geht darum, eben diese Verwertungsrechte mit wirklich allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen, ohne dass der Urheber selber etwas davon hat oder überhaupt gefragt wird, was immerhin auch in seinem Namen passiert.

    2) Dass bei all dem bewußt und böswillig die Verhältnismäßigkeit komplett ignoriert wird. Und dass ebenso bewußt in Kauf genommen wird, mit solchen Aktionen (Privat-!)Leute plötzlich und ohne Vorwarnung in den finanziellen Ruin zu treiben. Obwohl garantiert in den meisten Fällen eine gütliche Einigung überhaupt kein Problem wäre. Leute, die so etwas tun (und ebenso Leute, die keinen Versuch unternehmen, solche Aktionen zu verhindern obwohl sie es vielleicht könnten) sind einfach nur asozial. Im wahrsten Sinne des Wortes. Da hilft kein schickes Büro, kein schnieker Briefkopf und auch kein noch so seriöses Getue.

  27. 27

    @Alix: Klar, aus rein logischer Sicht hast Du vollkommen Recht. Aber ich glaube, der Gedanke des Musikverlages ist ein anderer. Wenn deren Texte (oder die Texte, die sie zu „verwerten“ haben) im Netz für lau auftauchen, kauft man sie nicht. Und nur, weil kein kostenpflichtiges Text-Download-Portal dieses Verlages existiert, muss das ja nicht heißen, dass keine Wertschöpfungskette existiert. Ich wette, man kann zB Keimzeit-Texte (und Noten und Tabs) in jedem besser sortierten Musikalienhandel oder Buchladen käuflich erwerben. Und darum geht es ihnen wohl eher.

    Denn den Schritt vom analogen zum digitalen Medium haben die Verlage noch nicht beschritten (selbst das eBook-Geschäft steckt ja noch in den Kinderschuhen). Sehen aber ihre analogen Einnahmen durch den kostenfreien Digitalkram gefährdet.

    Dem ungeachtet ist es natürlich weiterhin sehr schlechter Stil, und die jetzt aufsie hereinprasselnde schlechte Presse ist mehr als verdient.

  28. 28
    Gene October

    Also unabhängig was man vo der ganzen Sache moralisch hält, es gibt diese Urheberrechte und sie werden immer strikter durchgesetzt. Das Internet erlaubt den Rechteinhabern / Auswerten / Verwertern nun einmal eine andere Transperenz als je zuvor. Daher kommt es auch vor das Plattensammler die ihre Bootlegs über Ebay verkaufen abgemahnt werden, genau wie Journalisten die ihre persönlichen Freiexemplare dort zum Verkauf anbieten. All das wurde immer schon getan, aber das Internet schafft eine neue Transperenz. Das die Musikindustrie seit einigen Jahren bewusst Lobbyarbeit betreibt um Angesichts stagnierender Gewinne sich immer neues ausdenkt um in der Politik Stimmung zu machen bleibt nicht verborgen. In der Realität sieht es doch so aus, jemand der Band T-Shirts illegal nachdruckt und auf Strassenmärkten in der Provinz verscherbelt, schadet einer Band im grösstem Ausmass, aber dieses Tun bleibt unentdeckt, wer einen Songtext auf eine (private) Website schadet einer Band kaum, eher hilft er ihr, aber er wird abgemahnt – zu Recht? Wohl kaum, aber die Rechtslage lässt es zu. Im übrigen weiss ich das bei einigen Majorcompanies extra Leute damit beschäftigt werden ebay nach Angeboten zu durchforsten die evtl. Rechte verletzen könnten. Dieses Humankapital, wenn es denn welches wäre, ließe sich sicher gewinnbringender einsetzen. Die Abmahnungen sind das letzte aufbäumen einer verlorenen Musikindustrie. Ein Waren Executive sagte 1998 bereits: „Das Internet ist das Vietnam der Musikindustrie“. Er wird recht behalten.

  29. 29

    Und spätestens damit wäre dann klar, dass die Verlage und Verbände in Wirklichkeit keinerlei Interesse an den Interessen der eigentlichen Urheber haben:

    „Der Repräsentant der Plattenindustrie wollte unter anderem eine Reduzierung des [GEMA-]Vergütungssatzes wegen zusätzlich anfallender Kosten für medienbeworbene Tonträger sowie für Piraterieverfolgung.“

    Aha. Weil man sich so toll um „ihre Rechte“ kümmert, sollen die Autoren weniger abbekommen. Aber sicher das.

    http://www.heise.de/newsticker/meldung/58712

  30. 30

    Theoretische Möglichkeit, es anders zu machen:
    Die Betreiber solcher Songtextseiten bezahlen z.B. eine kleine Pauschalgebühr und dürfen sich dann mit dem Etikett „offizielle Songtextseiten des XY-Verlags“ schmücken. Von einem gut gepflegten Archiv hätten alle etwas – inklusive der Nutzer, die wissen würden, wo sie nachsehen können, und nicht via google bei diesen unerträglichen, mit Spyware und Werbung verseuchten Seiten landen würden, welche leider inzwischen die obersten Ränge bei Suchanfragen füllen.

    Reales Beispiel, wie es bereits anders gemacht wurde:
    Die Ärzte (aus Berlin!) haben vor ca. einem halben Jahr ein „Songbook“ mit Texten und Akkorden zu sämtlichen (!) Liedern herausgegeben, die jemals von ihnen veröffentlicht wurden. Kostet bei mehreren Hundert Liedern und Seiten 14,90 EUR, ist also bezahlbar.

    Als Grundlage dienten verschiedene Archive mit Ärzte-Akkorden. Hier wurde also nicht abgemahnt und abkassiert, sondern bestehende Arbeit sinnvoll weiterverwendet. Bassist Rodrigo Gonzales hatte sich übrigens bereits vorher die Mühe gemacht, dem Betreiber eines dieser Archive die Texte und Akkorde seiner Lieder zur Verfügung zu stellen. Vom Originalautoren/-komponisten abgesegnete und aufgeschriebene Akkorde – wenn das nichts ist!

    Das Liederbuch habe ich mir aufgrund dieser Politik gegenüber den Fans gekauft. So behandelt man seine Kunden!

  31. 31
  32. 32
    mausetot

    Würden Bands ihre Texte selbst im Internet veröffentlichen, dann gäbe es doch dieses Problen gar nicht. Klar, manche Leute werden für ihre selbsterstellten „Fan-Seiten“, mangels richtigem Content oder eigenen Ideen, kopieren und ins Netz stellen was sie nur in die Finger bekommen können.

    Ein dezenter Hinweis auf eine bestehende Urheberrechtsverletzung hätte zur Entfernung der schützenswerter Inhalte geführt. Die Praxis der Abmahung und der damit verbundenen Beträge halte ich für falsch.

    Letztendlich werden nur die Künstler dafür sorgen könne, dass sich das Verhalten einzelner Mitglieder der MI in normale Bahnen wendet. Das es solche Künstler gibt ist unbestritten, wie man damals beim Hype „Kopierschutz“ feststellen konnte. Hier konnten manche Bands sich auch bei ihrem Label durchsetzen und eine Neuauflage ohne Kopierschutz erzwingen.

    Interessant finde ich auch, dass sich die Interessenvertreter mitlerweile schon selbst an den Karren fahren (Heise zum Streit zwischen IFPI und GEMA http://www.heise.de/newsticker/meldung/58712) Zitat aus der Meldung: „Der Repräsentant der Plattenindustrie wollte unter anderem eine Reduzierung des Vergütungssatzes wegen zusätzlich anfallender Kosten für medienbeworbene Tonträger sowie für Piraterieverfolgung.“ Ja klar, in Zukunft soll ich mehr für meine Tonträger bezahlen damit die Verbrecher-Spots gedreht werden können. Geht’s noch…

  33. 33

    @chillcore*: ein weiteres Problem ist der §64 des Urheberschutzgesetzes. Eigentlich soll der Urheber des Werkes geschützt werden. Doch warum greift das ganze noch 70 Jahre nach dem Tod? Was hat da der Urheber davon? Bekommt er alle paar Jahre nen neuen Grabstein und schönere Blumen?

    Vielleicht kennt auch einer das Trara um die Werke von Bach.

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    ahnungslos

    quizfrage,
    kopieren ist ja verboten, aber wie sieht es aus, wenn ich den text z.b. rückwärts publiziere – ist ja dann keine kopie mehr. bei bildern ist es ja auch erlaubt, diese abzuzeichnen und dann zu veröffentlichen.

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    nase voll

    Zu dem guten Artikel erst mal an dich: SAUBER. Da sprichts Du Wahrheit kund!!!

    Was ich nicht ganz nachvollziehen kann in dem Text ist der Zusammenhang Meisel und Heise. Wurde nicht schon abgemehnt bevor der Artikel bei Heise erschien???

    Hier ein TEXT der an Keimzeit ging, werde gerne die Rektion an euch senden….

    Keimzeitteam,

    es gibt bestimmt schon einige Anfragen und mails bezüglich der Abmahnungen durch den Meiselverlag. Da es aber in den kommenden Monaten ein Bundesweite Aktion geben könnte, die sich unter anderem mit genau diesem Thema beschäftigen wird, möchte ich euch um eine Stellungnahme bitten:

    Ihr habt nach dem UrhG § 15 das Recht über Veröffentlichung von Songtexten zu entscheiden. In den vergangenen Jahren wurde es als Promotion gesehen, wenn Songtexte veröffentlicht wurde. Zeitweise wurde die Texte sogar gesondert gedruckt und den Schallplatten beigelegt. Nun lasst Ihr euren Namen in den Schmutz ziehen? Durch einen Meiselverlag?

    Euer Statement auf eurer Website ist leider sehr unpassend. DENN: Ihr habt das Recht (und eigentlich die Pflicht) etwas gegen die Vorgehensweise des Meiselverlags zu tun. WIE DENN? Ihr habt die Rechte abgetreten?

    Dann seht es doch mal als a) Rufschädigung, b) Angriff auf euere Persönlichkeitsrechte als Künstler, wenn ein Verlag die Rechte an euren Texten missbräuchlich einsetzt und c) solltet Ihr euch fragen ob es nicht ein wenig mehr Mühe wert sein sollte, etwas dagegen zu tun was da abläuft. Gibt es nicht auch Anwälte die es schaffen genau dieses Thema im Sinne der Webseitenbetreiber und eurem Sinn darzulegen? Wieviel weniger CD´s werdet Ihr verkaufen? Wieviel weniger werden auf euer Konzert kommen? Und das zur VÖ eures neuen Abums!!!

    Hier ein Link zu dem Thema: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19852/1.html

    Es gehört mehr dazu sich seine Fans zu erhalten, als Konzerte zu geben. Es liegt eine Verantwortung auf euch, eine gewisse Vorbildfunktion zu erfüllen. Das betrifft auf jeden Fall die Bereiche Moral und Gerechtigkeit. (Wie gerade Ihr in vielen Texten verlauten last)

    Wie kann es sein, dass bei der Frage um eine Radioquote oder Lizenzkürzungen durch die IFPI die Musiker in diesem Land etwas tun, und bei diesem aktuellen Punkt kein Handlungsbedarf gegeben zu sein scheint.

    Das ganze erweckt doch den Eindruck: Solange ich (als Musiker) durch eine Aktion mehr Geld verdienen kann mache ich mit, aber wenn mich eine Stellungnahme Geld kosten könnte habe ich nichts damit zu tun ….

    Wieviel bringt zusätzliche Einnahmen bringen euch die Abmahnungen??? Gibt es Lizenzzahlungen für die Nutzung von Songtexten??

    Für eine Stellungnahme wäre ich sehr verbunden.

    mit den besten Grüßen

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    Hm.

    Erstens gibt es so etwas wie ein Briefgeheimnis. Wenn du an Keimzeit schreibst, solltest du das IMHO entweder einfach tun und dann eine Reaktion des Adressaten abwarten oder einen offenen Brief auf deiner Site veröffentlichen, nicht in den Kommentaren eines anderen Blogs.

    Das ist meine Meinung dazu.

    Zweitens haben Keimzeit natürlich einen Verlag mit der Betreuung ihrer Rechte beauftragt, na klar, sonst gäb’s ja nicht das Problem. Ich bin, siehe oben, auch der Meinung, dass ein Autor trotzdem Einfluss auf seinen Verlag nehmen kann, aber das ist eine Kommunikationsfrage, keine juristische.

    Wir haben bei Meisel übrigens angerufen, mehr dazu gleich in einem Artikel.

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    Das schön zu beobachtende Verhalten dieser Anwälte, Verlage, der MI etc. ist typisch für das derzeitige Vorgehen der gesamten Industrie, Politik und Gesellschaft. Jeder beißt aggressiv um sich und jeder versucht noch möglichst viel abzubekommen.

    Da ist diese Songtextabwahnwelle nur eine konsequente Fortführung der allseits bekannten, FileSharing-, Markenrechts-, und eBay-Abmahnungen.
    Ich kann nicht erkennen, ob dies einzelne Aktionen einer gehetzten Industrie sind, oder ob ein größerer Plan (die Beseitigung alles freien und unentgeltlichen) dahinter steckt. Ich sehe aber, daß die Wut der Leute immer größer wird. Selbst der sogenannte „dumme Konsument“ wird nicht mehr lange ruhig bleiben, wenn er bald Gefahr läuft mit jeder Bewegung, jeder Aktion und jedem Gebrauch irgendeines Dienstes oder Gerätes eine angebliche Rechtsverletzung zu begehen.